www.stefanheymann.de

Stefan Heymann

Home | Fotografie · Hasselblad · Galerie | Ruler · XML · HomePump · HomeGallery

Kurioses

Eine Hasselblad ist eine in den vierziger/fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts konzipierte vollmechanische Kamera. Es gibt da so ein paar Sachen, die uns heute ein wenig kurios anmuten:


Alles schön gespannt

Man darf das Objektiv nur ansetzen, wenn Kamera und Objektiv gespannt sind. Ist ein Teil davon nicht gespannt, kann man bei zuviel Gewaltanwendung richtig was kaputt machen ...

Daraus folgt auch, dass man bei Zwischenringen, Konvertern, usw. immer vom Gehäuse weg baut: also zuerst den Konverter, dann das Objektiv. Und beim Abnehmen das Ganze rückwärts: zuerst das Objektiv abnehmen, dann den Konverter.

Wenn man ein Magazin an eine ungespannte Kamera ansetzt und diese dann spannt, wird der Film im Magazin weitertransportiert, es geht dabei also eine Aufnahme verloren.


Auslöser nicht zu früh loslassen

Der Hilfsverschluss öffnet sich, wenn man den Auslöser drückt und schließt sich, wenn man den Auslöser loslässt. Er ist in keinster Weise an den Verschluss des Objektivs gekoppelt.

Bei langen Belichtungszeiten ab etwa 1/4 s muss man daher darauf acht geben, den Auslöser erst wieder loszulassen, wenn der Verschluss komplett abgelaufen ist.

Sonst schließt sich der Hilfsverschluss vor dem Verschluss und die Aufnahme ist unterbelichtet ...


Der Spiegel bleibt oben

Nach der Aufnahme bleibt der Spiegel in der hochgeklappten Stellung stehen. Er klappt erst beim Spannen wieder herunter. Und erst dann kann man im Sucher wieder etwas sehen ...

(Dies betrifft nicht die motorisierten EL-Kameras, die man so einstellen kann, dass nach der Aufnahme gleich wieder gespannt und dadurch der Spiegel heruntergeklappt wird.)


Auslöser blockiert?

Wenn der Auslöser blockiert, liegt meistens eine der folgenden Ursachen vor:


Magazinschieber: Immer schön drehen

Der Magazinschieber kommt in den Halter an der Rückseite des Magazins genau anders herum rein als ins Magazin. Er muss also zwischen den beiden Positionen immer um 180° gedreht werden.

Er passt in beiden Fällen auch anders herum. Aber dann kann man entweder den Bügel nicht wegklappen oder den Einsatz nicht herausnehmen ...


Staub auf der Mattscheibe

Da die Mattscheibe von oben her praktisch ungeschützt ist (der Lichtschacht schattet sie ja nur von den Seiten ab) fällt bei jeder Gelegenheit Staub und kleine Haare auf die Mattscheibe.

Den kann man dann vor allem bei herausgeschwenkter Vergrößerungs-Lupe gut sehen. Man kann ihn auch recht einfach entfernen. Lange hält das allerdings nicht.

Also muss man sich wohl daran gewöhnen ...

Die Mattscheibe nur mit einem Pinsel oder Druckluft abpusten, niemals reiben oder gar mit Flüssigkeit arbeiten! Die Mattscheibe ist aus einem leicht verkratzbaren Kunststoff. Außerdem besteht sie aus zwei Teilen (einer Kunststoff- und einer Glasscheibe), und wenn zwischen die beiden Flächen Flüssigkeit gerät (Adhäsion) ist die Mattscheibe kaputt bzw. nur mit hohem Aufwand wieder zu machen.


Film einlegen will geübt sein

Einen Film in ein Hasselblad-Magazin einzulegen ist eine Aktion, die man sich hart erarbeiten muss. Zwei Dinge kann man dabei gleich komplett falsch machen:

Wenn man die Filmrolle verkehrt herum einsetzt, wird das Schutzpapier belichtet und nicht der Film ...

Wenn man den Film nicht unter der silbrigen Lasche neben der Filmandruckplatte durchzieht, kann er nicht plan liegen und wird unscharf ...


Magazinschieber nicht zu lange "drin" lassen

In dem Schlitz für den Magazinschieber befindet sich eine Dichtung. Diese sorgt dafür, dass kein Licht einfällt, so lange kein Schieber eingesetzt ist (und sie kann alt und undicht werden).

Diese Dichtung wird aber von dem eingeschobenen Schieber verdrängt. Wenn man ihn also zu lange "drin"  lässt, kann es etwas dauern, bis sich das Material wieder aufgerichtet hat und die Dichtung dicht ist.

Daher sollte man Hasselblad-Magazine nicht längere Zeit mit eingeschobenem Schieber aufbewahren. Trotzdem macht das irgendwie jeder so, weil es einfach ganz natürlich ist, den Schieber zum Schutz der Magazin-Innereien drinzulassen - und aus Faulheit, weil er ja nun schon mal drin ist :-)


Magazin hat "Spiel"

Es ist völlig normal, dass das Magazin seitlich ein paar Zehntel-Millimeter Spiel hat, sich also ganz leicht seitlich verschieben lässt. Es darf sich natürlich auf keinen Fall vom Gehäuse weg bewegen lassen.


Kamera kaputt?

Immer öfter höre ich von Leuten, dass ihnen ihre alten Hasselblads nicht mehr repariert werden. Vor allem die Reparatur eines kaputten Schlitzverschlusses scheint wohl unmöglich zu sein. Schade :-(


Verklemmt?

Die Kamera und das Objektiv können sich auch bei sachgemäßer Handhabung gegeneinander verklemmen. Das passiert zwar extrem selten, aber es passiert. (Und kann evtl. selbst behoben werden.)


Mehrfachbelichtungen

Mehrfachbelichtungen mit einer Hasselblad sind so eine Sache:

Bei den EL-Kameras ist der Ablauf ein wenig anders:

Das Ganze ist natürlich ziemlich umständlich. Durch das oben erwähnte "Spiel" ist eine passgenaue zweite Aufnahme praktisch nicht möglich.

Nur bei den 2000er/200er-Kameras gibt es einen Doppelbelichtungsknopf (in der Mitte der Schnellspannkurbel -- diesen beim Drehen drücken). Es ist also nur mit diesen Kameras möglich, registergenaue Doppelbelichtungen zu machen.


Ein Stern

Dieses Foto von seiner 205FCC hat mir Roland Rudolf gesandt, verbunden mit der Frage, was denn der Stern zu bedeuten hat. Die Antwort wusste, wie so oft, Hasselblad-Experte Q.G. de Bakker:

Kameras, die direkt nach Japan exportiert werden, sind mit diesem Stern gekennzeichnet. Und das ist auch schon alles was es dazu zu sagen gibt. Leider keine mysteriösen Intrigen oder ähnliches. ;-)


Sucherabschattung

Bei älteren Kameras kommt es zu einer teilweisen Abschattung des Sucherbildes, wenn Objektive mit mehr als 150 mm Brennweite eingesetzt werden oder wenn Zwischenringe/Balgen eingesetzt werden. Der Spiegel ist im unteren Bereich dafür etwas zu kurz, dafür fehlt ein wenig vom oberen Teil des Sucherbilds. Es fehlt aber nur etwas am Sucherbild, auf dem Film landet korrekt das ganze Bild.

Abhilfe ist nur mit dem "Gliding Mirror System" (GMS) möglich. Hierbei hat das Gehäuse einen längeren Spiegel, der vor dem Hochklappen erst ein wenig zurückgleitet, damit er nicht vorne am Objektiv anstößt. Das GMS ist eingebaut in alle 2000er- und 200er-Kameras, die 500ELX, 553ELX und 555ELD. 

Bei den "klassischen" Hasselblads wurde es erst mit der 501CM und der 503CW eingeführt. Der größte Teil der Hasselblads hat das GMS also noch nicht.

Folgende Gehäuse haben kein GMS: 500C, 500C/M, 500 Classic, 501C, 503CX, 503CXi, 500EL, 500EL/M.


Knick im Verschluss

Bei geschlossenem Verschluss sieht man, dass das obere Blatt des Zentralverschlusses einen Knick hat. Dieser ist absichtlich hineingemacht, er sorgt dafür, dass sich die Lamellen beim Schließen des Verschlusses nicht ineinander verhaken.


Löcher im Gehäuse

Bei älteren 500C und 500C/M-Gehäusen (bis etwa Baujahr 1976) befinden sich am Gehäuse auf der linken Seite, unterhalb der Zubehörschiene, zwei Löcher. Beim linken davon handelt es sich um eine Blitzsynchronisation mit dem Hilfsverschluss, die ausgelöst wurde, wenn der Hilfsverschluss komplett geöffnet war. Dadurch konnten Blitzaufnahmen mit Objektiven gemacht werden, die keinen eigenen Verschluss hatten, also z. B. Makrobjektive oder  Mikrospanschlüsse. Das rechte Loch diente dazu, den Kabel-Haken aufzunehmen. 

Die alten 1000er-Kameras hatten an dieser Stelle zwei Blitzkontakte und man brauchte einen Adapter dazu, wollte man ein Blitzgerät anschließen. Es gab diese Adapter in zwei mal zwei Ausführungen: mit amerikanischem Bipole-Anschluss, für Blitzlampen und E-Blitz und mit europäischem PC-Anschluss, auch doppelt, sowie das gleiche nochmal, aber jetzt kombiniert mit Sportsucherrahmen.

Es gab an älteren Modellen der 500C zwei Löcher an der Vorderseite rechts. Diese waren gedacht für die mechanische Befestigung eines Motorwinders, den es aber nie gegeben hat.


ACHTUNG! Diese Seite soll die Eigenheiten und Unterschiede der Hasselblad zu einer vollelektronischen Alles-Drin-und-Dran-Kamera aufzeigen. Sie soll auf keinen Fall Angst oder Respekt vor einer Hassi erzeugen. Bei Fragen: fragen!

501CM-Startseite

Stand: 2006-10-23
Danke an Q.G. de Bakker für Hinweise zu Doppelbelichtungen, der Sucherabschattung und den diversen Löchern im Gehäuse