Tübingen

Hölderlinturm

In dem Gebäude mit dem Turm lebte lange Jahre der Dichter Friedrich Hölderlin.

Jedes Schulkind in Tübingen lernt, dass Hölderlin leicht einen an der Klatsche hatte. Dazu schrieb mir der Gitarrist und Literatur-Rezitator Oliver Steller:

Hölderlin ist "durchgeknallt", so wie du und ich. Ihn darauf zu beschränken ist eine Schande, hat er doch zusammen mit Hegel, Schelling und Fichte die Deutschen aus der Beschränkung des mittelalterlichen Denkens befreit und den Weg für die Freiheit geebnet, wie wir sie heute genießen.

Alles, was schief gehen konnte in seinem Leben, ist schief gegangen. Schiller, der "Freund", hat ihn fallen lassen, weil Goethe Hölderlin nicht mochte. Hölderlins große Liebe war verheiratet und ist dann auch noch frühzeitig verstorben.
Und die Revolution (1789), von der sich alle soviel erhofft hatten, endet in einer Diktatur (Napoleon). Als Dichter war er seiner Zeit voraus und wurde dadurch einfach nicht gelesen, seine Ideale nicht angenommen. Darüber war er verständlicherweise sehr frustriert, deprimiert, man könnte sagen: am Boden zerstört.
Von dieser totalen Zerstörung hat er sich nie erholt. Der Schreinermeister "Zimmer" hat ihn dann Anfang des 19. Jahrhunderts bei sich aufgenommen, weil er von Hölderlins Schriften begeistert war. Dort hat er dann 37 Jahre gelebt. Eben in diesem Turm. Während dieser Zeit hat sich Hölderlin durch lautes
Denken und Rezitieren seiner und anderer Gedichte Luft verschafft. Die wenigsten konnten das vor 200 Jahren einordnen. Also: Stempel drauf: verrückt!
Dass eine daumendicke Zyste in seinem Kopf ihr übriges bewirkt hat, konnte zu dieser Zeit auch niemand wissen.
Hölderlin wurde dann oft dazu missbraucht, einen "Großen" verrückt nennen zu können.

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